Insgesamt nahmen 55 Vertreter unterschiedlicher Körperschaften an der Umfrage teil, darunter 16 Galvanikbetriebe, 9 Chemie- bzw. Verfahrenslieferanten und 5 Forschungseinrichtungen. Die übrigen 25 Teilnehmer entstammten Kundenbranchen sowie der galvanotechnischen Zulieferindustrie.
Nachfolgende Abbildungen zeigen einen Auszug der Umfrageergebnisse, die wie folgt interpretiert werden können: Sie belegen einerseits ein ausgeprägtes Bewusstsein für den zunehmend hohen Stellenwert galvanotechnischer Prozesse für die Wasserstoffwirtschaft innerhalb der Branche (1.), was u.a. von einer hohen Zahl an Kundenanfragen innerhalb der Lieferketten begleitet bzw. unterstützt wird (2.). Das Wertschöpfungspotenzial kommt bislang jedoch nur zu geringen Teilen bei den Unternehmen an (3.).
Folgende Fragen wurden den Branchenmitgliedern u.a. gestellt:
1. Welche Bedeutung werden galvanotechnische Prozesse für Anwendungen im Bereich der Wasserstoffwirtschaft aus Ihrer Sicht perspektivisch haben?
2. Liegen Ihnen bereits Kundenanfragen hinsichtlich des Einsatzes galvanotechnischer Prozesse für Anwendungen im Bereich der Wasserstoffwirtschaft vor?
3. Sind galvanotechnische Prozesse für Anwendungen im Bereich der Wasserstoffwirtschaft in Ihrem operativen Tagesgeschäft bereits etabliert?
Mit Blick auf die aktuelle Situation lässt sich feststellen, dass das Wachstum der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland von einigen Faktoren noch behindert wird, die sich in Summe zu einer komplexen Gesamtherausforderung kombinieren. Die wesentlichsten Faktoren sind:
Hohe Produktionskosten: Grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarstrom durch Elektrolyse erzeugt wird, ist derzeit teurer als konventionelle fossile Brennstoffe. Der Preisunterschied macht es für Unternehmen weniger attraktiv, auf Wasserstofftechnologien umzusteigen.
Mangel an Infrastruktur: Die Entwicklung einer flächendeckenden Wasserstoffinfrastruktur, wie Pipelines, Tankstellen oder Speicherkapazitäten, ist kostenintensiv und bisher in Deutschland noch unzureichend. Der Aufbau dieser Infrastruktur verzögert die großflächige Nutzung von Wasserstoff.
Regulatorische Unsicherheit: Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wasserstoffwirtschaft sind komplex und noch nicht vollständig ausgereift. Die Unsicherheiten bezüglich Fördermaßnahmen, Steueranreizen und langfristiger politischer Unterstützung erschweren Investitionsentscheidungen.
Verfügbarkeit erneuerbarer Energien: Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht nicht schnell genug voran, um die benötigte Menge an grünem Wasserstoff zu produzieren. Ohne ausreichenden Zugang zu erneuerbarer Energie ist die Produktion von grünem Wasserstoff limitiert.
Fehlende Skalierung: Der Wasserstoffmarkt ist in Deutschland und weltweit noch relativ klein. Ohne großflächige Skalierung fehlen die notwendigen Skaleneffekte, um die Produktions- und Betriebskosten zu senken.
Technologische Herausforderungen: Die Speicherung und der Transport von Wasserstoff stellen weiterhin technologische Herausforderungen dar. Wasserstoff ist ein sehr leichtes und flüchtiges Gas, was spezielle Technologien und Sicherheitsvorkehrungen erfordert.
Wettbewerb mit anderen Technologien: Der Wasserstoffsektor konkurriert mit anderen nachhaltigen Energietechnologien, wie Batterieelektrik. In einigen Anwendungsbereichen, etwa im Straßenverkehr, werden batteriebetriebene Lösungen als effizienter und kostengünstiger angesehen.
Internationale Abhängigkeiten: Deutschland wird voraussichtlich große Mengen Wasserstoff importieren müssen, um die eigene Nachfrage zu decken. Dies führt zu Abhängigkeiten von anderen Ländern und deren Wasserstoffproduktion, was Unsicherheiten mit sich bringt.
FAZIT:
Für eine erfolgreiche Transformation unserer Energieversorgung in Richtung Wasserstoffwirtschaft müssen daher mittel- und langfristig noch entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Für die Bereiche Erzeugung, Speicherung und Transport von Wasserstoff plant die DGO daher entsprechende Initiativen, um die Branche auf wissenschaftlich-technologischer Ebene zu unterstützen und das Wertschöpfungspotenzial perspektivisch zu erhöhen. Entsprechende Aufrufe folgen.