Jörg Zimmermann ist Geschäftsführer von GAZIMA sowie aktives Mitglied der freiwilligen Feuerwehr von Grünhain-Beierfeld. Zudem führt Zimmermann ehrenamtlich die Funktion eines Fachberaters für ABC-Gefahrstoffe (atomar, biologisch und chemisch) aus. Durch die Verknüpfung seiner betrieblichen und ehrenamtlichen Erfahrung ist er ein hoch geschätzter und wertvoller Ansprechpartner für Feuerwehr, Sondereinsatzkräfte sowie galvanische Betriebe zum Thema Brand und deren Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. In Sachsen stehen derzeit 35 ausgebildete ABC-Fachberater aus beruflicher und freiwilliger Feuerwehr zur Verfügung. Als Leiter gehört Zimmermann zu den aktuell 12 aktiven ABC-Fachberatern und konnte von vielen Brandfällen aus Betrieben der Oberflächentechnik eindrücklich berichten. Die Relevanz für die Feuerwehr ist aufgrund des hohen Gefahrenpotentials hoch einzuschätzen, begleitet von mangelndem Wissen bzgl. chemischer Stoffe.
Die Statistik zeigt, dass es in Betrieben der Oberflächentechnik zwischen 70-80 Bränden mit Scha-densbildern oberhalb von 0,5 Mio. € pro Jahr gibt. Nicht nur der Betrieb, sondern auch die Umwelt ist von diesen Ereignissen betroffen. An Beispielen aus dem Vogtland von 2019 mit Kontamination der umliegenden Gewässer bis hin zu aktuellen Fällen in Berlin Lichterfelde und in Solingen im Jahr 2024 hat Zimmermann das Gefährdungspotential geschildert.
Diese Erfahrungen haben direkten Einfluss auf die Vorkehrungen im eigenen Galvanikbetrieb gehabt, wie den weitestgehenden Verzicht auf die elektrische Badbeheizung und die Umstellung auf Warmwasser, die Brandfrüherkennung in Schaltschränken, den Einsatz von Wärmebildkameras oder Ther-mostreifen, den Einsatz von wassergekühlten Gleichrichtern sowie eine zuverlässige Absaugungsanlage. Dazu zählt aber auch die Sicherung des Betriebes gegen Einbruch und Vandalismus (Brandstiftung zum Verwischen der Spuren), die regelmäßige Schulung des Personals sowie die vorbeugende Kooperation mit Feuerwehr und Behörden.
Zimmermann machte deutlich, dass das vorrangige Ziel sein sollte, Brände zu vermeiden und Brandursachen zu minimieren. In einem Galvanikbetrieb sind die häufigsten Brandursachen bei der Elektrik und Überhitzung verortet. Es können die elektrischen Badheizungen verschleißen, diese werden ver-salzt oder der Trockenlaufschutz versagt. Schaltschränke werden durch Stäube, Salze und Kondensat verschmutzt oder durch eine korrosive Atmosphäre verschlissen. Beschichtungsanlagen werden erweitert, ohne den Leitungsquerschnitt anzupassen, ein erhöhter Wärmeeintrag ist die Folge. Die Absaugung ist unzureichend oder fällt temporär aus und kann zu Kondensatbildung im gesamten Galvanikbereich mit Folgeschäden führen. Bei der Verzinkung können Wasserstoffansammlungen entstehen, die bei einer Knallgasmischung und Funkenflug explodieren können.
Zimmermann empfiehlt vorbeugend, die Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr zu suchen. Für den Ernstfall können im Vorfeld wichtige Punkte abgestimmt werden, wie die Festlegung der Dekontaminationsmaßnahmen (Gefahrstoffe vs. erwartete Personenzahl), Gefahrstoffkataster, die Klärung von Bereitstellungsräumen, die Bewertung der Örtlichkeit, die Klärung für Rückhaltemöglichkeiten für kontaminiertes Löschwasser, die Einbindung des Rettungsdienstes und Möglichkeiten der Entsorgung klären. Sehr empfehlenswert ist es, eine Übung mit der örtlichen Feuerwehr durchzuführen.
Zimmermann informierte, dass seine Erfahrungen bei Großbränden und Schadenslagen in Galvanikbetrieben sowie seine Erfahrung mit gefährlichen Situationen in der GAZIMA-Galvanik ihn dazu motiviert haben, eine Handlungsempfehlung für Feuerwehren, Behörden und Betreiber zu verfassen. Gemeinsam mit Kollegen aus verschiedenen Feuerwehren in Sachsen wurde aus dieser Empfehlung eine Fachempfehlung entwickelt, die einen höheren Stellenwert genießt. Diese Empfehlung wurde am 20.03.2024 offiziell auf der Homepage der Landesfeuerwehrverbandes Sachsen veröffentlicht und kann als hilfreiche Handhabung für die Galvaniken in Sachsen dienen.
Es war ein absolut spannender Vortrag, der zu einer anregenden Diskussion führte. Die BG Sachsen bedankt sich herzlich bei Jörg Zimmermann für den Vortag aber auch für sein Engagement als ABC-Fachberater.