Nachbericht zum 20-jährigen Jubiläum des Norddeutschen Galvantotages

Am 11. Mai 2023 jährte sich der Norddeutsche Galvanotag zum 20. Mal.  Wie gewohnt traf sich die norddeutsche Galvanobranche in Hannover-Altwarmbüchen. Zum Auftakt gab es einen kleinen Sektempfang, um das Jubiläum zu feiern. Tagungsleiter Rudi Fließwasser von der Bezirksgruppe Nord konnte in diesem Jahr rekordverdächtige 80 Teilnehmer begrüßen. Zu Beginn der Veranstaltung brachte Andreas Schütte die Grüße und Glückwünsche vom DGO-Vorstand in einer kleinen Ansprache zum Ausdruck. Als weiterer Ehrengast wurde der technische Geschäftsführer der DGO, Herr Dr. Daniel Meyer, begrüßt. Aber es hieß auch Abschied nehmen: Rudi Fließwasser, organisatorischer Mitbegründer des Norddeutschen Galvanotages, verlässt nach 20 Jahren engagierter Tätigkeit das Organisationskomitee.

Andreas Zahl (li) verabschiedet Rudi Fließwasser (re) mit großem Dank nach 20 Jahren ehrenamtlichen Engagements für den Norddeutschen Galvanotag

im Anschluss an die festliche Begrüßung  erwarteten die Teilnehmer wieder spannende Vorträge zu den gewohnten beiden Themenböcken "Praktische Galvanotechnik" - moderiert von Thomas Kruggel, BG Bielefeld, und dem Block "Nachhaltigkeit" - moderiert von Andreas Zahl, BG Nord.

Praktische Galvanotechnik

Abluft nach dem Stand der Technik heißt der erste Vortrag, den Patric Hering von der Airtec Mueku GmbH in Elsdorf hielt. Zunächst ging der Referent auf die unterschiedlichen Arten der Absaugung (ein- oder beidseitig) ein. Das Push-Pull System wird nicht mehr empfohlen. Anhand von Negativ- und Positivbeispielen wurden Planungsmöglichkeiten bis hin zur Kaminhöhe aufgezeigt. Eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten (Wärmerückgewinnung, Gleichrichter-kühlung, Abluftreinigung, etc.) wurden auch aus genehmigungsrechtlicher Sicht diskutiert.

Zweiter Referent war Joachim Kraft von Mac Dermid Enthone zum Thema Die Herausforderungen beim Ersatz von Chromtrioxid in der Hartverchromung Nach einem kurzen Einblick in die aktuelle REACh Situation erläuterte Herr Kraft, warum es so schwierig ist, für HC Alternativen zu finden. Hierzu beschrieb er die Schichteigenschaften vom Hartchrom aus sechswertigen Bädern und verglich sie mit dem Stand eines dreiwertigen Elektrolyten. Die dreiwertigen Elektrolyte scheiden Chrom mit Makrorissen ab, die bis auf den Grundwerkstoff gehen, sodass hier zwar relativ harte Schichten abgeschieden werden, die jedoch keinen Schutz gegen Grundmetallkorrosion bieten können. Abschließend kommt der Referent zum Fazit, dass für jeden Anwendungsfall zur Hartverchromung eine eigene Alternative gefunden werden muss.

Dr. Rowena Duckstein vom Fraunhofer IST schloss den ersten Vortragsblock mit dem Thema Einsatz digitaler Methoden zur Unterstützung der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele ab. Nach kurzer Vorstellung des Fraunhofer Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik sowie der Arbeitsgruppe Galvanotechnik und nasschemische Prozesse ging die Referentin auf die Fragen ein, warum Nachhaltigkeit wichtig ist und wie digitale Werkzeuge dabei unterstützen können, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Hierzu wurden Modell- und Daten-basierte Methoden als Grundlage für die Entwicklung intelligenter Dienste vorgestellt und anhand folgender Umsetzungsbeispiele aufgezeigt:

  • Testumgebung einer Galvanikproduktionslinie
  • Modell-basierte Elektrolytanalyse und-Steuerung
  • Von den Daten zur Entscheidung zur Maßnahme am Beispiel der Ökobilanzmodellierung

Nachhaltigkeit

Den zweiten Vortragsblock nach der Pause eröffnete Dr. Anna Theresa Schmidt von der Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG. Sie berichtete über die Erstellung eines CO2-Fußabdrucks. Viele Unternehmen werben heute mit Klimaneutralität. Doch wie sieht der Weg dahin eigentlich aus? Anhand eines Beispiels zeigte die Referentin auf, wie der Weg von der Planung zu einem „Corporate Carbon Footprint“ aussieht und welche Resultate man daraus ziehen kann. In der Industrie haben die Scope 3 Emissionen häufig eine beachtliche Rolle (etwa 70 %), weshalb bei der Erstellung des CCF sowohl Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen betrachtet werden sollten. Eine sehr komplexe Materie, die vielen Unternehmen noch viele Kopfschmerzen bereiten wird.

Der zweite Themenblock wurde von Jörg Martin, GalvimaX GmbH, beendet. Sein praxisbezogener Vortrag lautete Positive Wertschöpfung – Zukunft gestalten. Zunächst definierte der Referent den Begriff „Wertschöpfung“ und dessen Zielsetzung. Danach zeigte er unternehmerische Lösungsansätze anhand einiger Beispiele auf. Hier ging er auf die Administrationsstruktur, die Mitarbeiterqualifikation, den Einkauf, die Vorbehandlung zum Beschichten und die Gleichrichtertechnologie ein. Sein Fazit: An allen genannten Positionen gibt es Potential, die Wertschöpfung des Unternehmens zu „Boosten“.

Rudi Fließwasser beendete die Tagung mit einem kurzen Resümee und teilte mit, dass er sich nun aus der aktiven Organisation in der DGO zurückziehen möchte. Dies wurde vom Auditorium mit Bedauern aufgenommen, war Herr Fließwasser doch von Anfang an bei der Organisation der 20 Galvanotagen dabei und hat mit seinem freundlichen, verbindlichen Wesen der Veranstaltung ein positives Gesicht gegeben. Zum Dank für seinen ehrenamtlichen Einsatz übergaben Thomas Kruggel und Andreas Zahl ihm im Namen der DGO einen Präsentkorb mit Wein und besonderen Leckereien.

 

SAVE THR DATE: Der 21. Norddeutsche Galvanotag ist für den 23.05.2024 geplant.