Historie des Instituts
Das KS wurde im Jahre 1991 gegründet. Es ging aus der ehemaligen Zentralstelle für Korrosionsschutz (ZKS) hervor, die der damalige Rektor der Technischen Universität Dresden, Professor Kurt Schwabe, am 01.04.1965 gründete. Seine Ziele waren die Intensivierung der Korrosionsforschung, der Aufbau einer Datensammlung sowie die unmittelbare Überführung der Forschungsergebnisse in die Praxis.
Tätigkeitsspektrum des IKS
Das IKS verfolgt heute noch die gleichen Ziele wie die ZKS, jedoch unter Berücksichtigung der aktuellen Aufgabenstellungen. Die Forschung auf dem Gebiet der Korrosion und des Korrosionsschutzes vor allem metallischer Werkstoffe bildet seit Jahrzehnten die Kernkompetenz des Instituts. Bearbeitet werden dabei zum einen Vorhaben von grundlegendem Interesse, zum anderen individuelle Probleme einzelner Industriezweige oder Unternehmen. Das IKS betreibt industrienahe Forschung, Entwicklung und Technologietransfer auf dem Fachgebiet Korrosion, Korrosionsschutz und Korrosionsanalytik.
Seit 1994 ist das IKS eine 100%ige Tochter der Technischen Akademie Wuppertal (TAW) und seit 1998 An-Institut der TU Bergakademie Freiberg. Aktuell beschäftigt das IKS 43 Mitarbeiter.
Dr. Jörg Gehrke, Prokurist und Abteilungsleiter der Fachabteilung Korrosionsschutz und Verfahrenstechnik, begrüßte die Teilnehmer und stellte der BG Sachsen die Themenschwerpunkte und Herausforderungen einer nicht grundfinanzierten Industrieforschungseinrichtung dar. Mit dem akkreditierten Prüflabor für Korrosionsschutz und Korrosionsanalytik, der Prüfstelle nach ZTV-KOR-Stahlbauten sowie den Aufgaben zur Beschichtungsprüfung, Qualitätssicherung, Schadensfallaufklärung und Weiterbildung erwirtschaftet das IKS die Basis für die eigenen und geförderten Forschungsaktivitäten im Haus.
Fachabteilungen des IKS
Das IKS verfügt über vier Fachabteilungen:
- Werkstoffe und Elektrochemie (u. a. Werkstoffverhalten, elektrochemische Korrosionsuntersuchungen)
- Beschichtungen (korrosive Belastungen, Duplexsysteme u. weitere)
- Überzüge und Analytik (u. a. Zinküberzüge, instrumentelle und nasschemische Analytik)
- Korrosionsschutz und Verfahrenstechnik
Gehrke informierte zu den aktuellen Schwerpunkten, mit denen sich seine Fachabteilung beschäftigt. Das sind insbesondere folgende Themen:
- Nasschemische Oberflächenvorbehandlungssysteme und –verfahren
- Entwicklung neuer Strahlverfahren
- Prüfung von Strahlmitteln
- Elektrotauchlackierung (ETL) und Pulverbeschichtung
- Entwicklung von Korrosionsschutzkonzepten beim Einsatz unterschiedlicher
Werkstoffe - Kombinierte mechanisch-mediale Belastungen
- Galvanische Metallabscheidung
- Qualitätssichernde Bauüberwachung
- Anfertigen von Technischen Stellungnahmen (z. B. Korrosionsschutzanforderungen /
Korrosivitäten), Gutachten und Untersuchungsberichten
Vortrag zum Thema „Elektrochemische Abscheidung und Charakterisierung von Ni-W-Legierungsschichten als Hartchromersatz“
Anschließend berichtete Dr. Daniel Wett, der seit 2017 als Projektleiter am IKS tätig ist, über die Forschungen zum Thema Hartchromersatz.
Im Rahmen eines M-Era.Net Verbundprojektes NiWRe-Alloys (Electroplating NiW and NiRe Alloys as functional alternative coatings) beschäftigt sich das IKS mit Ni-W-Legierungsschichten, mit denen eine vergleichbare Härte zu Hartchromschichten erreichbar ist. Wett berichtete über die Strategien für Hartchromschichten mit hohem Korrosionsschutz, wie zum Beispiel die Unterbrechung der Rissstrukturen durch Doppel- und Dreifachbeschichtungen mit Schichtdicken weit oberhalb von 30 µm oder die Kombination mit nicht porösen Heißchromunterschichten (Duplex). Als Referenz diente das Korrosionsverhalten 30 µm dicker Hartchromschichten von unterschiedlichen, am Markt verfügbaren, technischen Elektrolyten. Diese wurden mittels Querschnittsanalyse untersucht, die Mikrohärte (ca. 970 HV) bestimmt und unter typischen NSS-Bedingungen mit 72 h und 432 h ausgelagert.
Wett zeigte mit einem Blick in die Literatur den auszunutzenden Härtemechanismus der Ni-W-Legierungsschichten. Oberhalb von 13 Gew.-% Wolfram gibt es einen Wolframüberschuss, der zur Kornverkleinerung beiträgt. Die Kristallgröße kann in den Bereich von 10 nm und kleiner bewegt werden. Mit diesen Kristallgrößen können Mikrohärten von 1000 HV erreicht werden, die zudem bis 600°C temperaturstabil sind. Zum Einsatz kommen saure und alkalische Elektrolyte basierend auf Ni-W-Citrat-Komplexen. Das IKS konzentriert sich auf alkalische Systeme und beschichtet in der Laborgalvanik unter prozessnahen Bedingungen.
Die erzielten Ergebnisse sehen vielsprechend für eine mögliche Ersatzlösung für Hartchromschichten aus. Das IKS wird die Untersuchungen weiterführen und die Ergebnisse auf entsprechenden Veranstaltungen der DGO/ZVO präsentieren.
Angeregte Diskussion und Institutsrundgang
Die dargestellten Ergebnisse wurden von den Teilnehmern intensiv diskutiert und als Ansatzpunkt für weitergehende Untersuchungen bestätigt. Im anschließenden Institutsrundgang konnten sich die Teilnehmer von dem guten Ausrüstungszustand und modernster Analysentechnik überzeugen.
Die Bezirksgruppe Sachsen dankt auch auf diesem Weg Dr. Gehrke und Dr. Wett für die sehr interessanten Einblicke in die Aktivitäten des IKS und die angeregte Diskussion mit dem Auditorium.