Zunächst stellte Prof. Michael das Unternehmen texulting vor, das 2016 von ihm gegründet wurde, um die Textilindustrie durch Innovationen und Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Seit 2020 bietet die texulting branchenübergreifende Dienstleistungen an, um kleine und mittelständische Unternehmen in Mitteldeutschland mit nachhaltigen, maßgeschneiderten Lösungen zu unterstützen. Heute beschäftigt das Unternehmen 16 Mitarbeiter und betreut ca. 100 Kunden.
In Deutschland werden zukünftig ca. 15.000 Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen müssen (Berichtspflicht CSRD-Corporate Sustainnabillity Reporting Directive). Ab 2025 gilt diese Pflicht auch für große Unternehmen, die keine kapitalmarktorientierten KMU sind. Und ab 2026 müssen auch nicht-kapitalmarktorientierte KMU in der EU berichten. Anfang April hat die EU entschieden, diesen Prozess auszusetzen und die Berichtspflicht von 2025 auf 2027 zu verschieben. Die Verschiebung der Berichtspflicht wurde in der Branche nicht begrüßt, da viele Unternehmen bereits investiert haben.
Nachhaltigkeitsberichterstattung ist der Prozess, durch den Unternehmen über ihre ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Leistungen informieren, führte Michael aus. Auch nicht berichtspflichtige KMU werden zunehmend von ihren Banken, Investoren und Kunden nach ihren Nachhaltigkeitsleistungen bewertet werden. Das wirtschaftliche Umfeld ist zunehmend von der Erfüllung der CSR-Richtlinie und der Europäischen Taxonomie-Verordnung geprägt. Der Prozess der Datenerhebung für den Bericht zwingt die Unternehmen, ihre internen Prozesse zu überprüfen und zu optimieren. Die Vorteile einer transparenten Nachhaltigkeitsberichterstattung sind vielfältig und erstrecken sich über mehrere Ebenen eines Unternehmens wie beispielsweise die Verbesserung der Entscheidungsfindung, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, den Zugang zu Kapital oder die Mitarbeiterbindung bzw. -gewinnung.
Nachfolgend berichtete Lehmann über einige spezielle Projekte mit Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Am Anfang steht immer die Betrachtung aller Angaben zur Ökonomie, Ökologie und zum Sozialen. Im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse wird dann entschieden, aus welchen Bereichen berichtet werden muss.
Beispielsweise wurde gemeinsam mit einem Automobilzulieferer, der 80 Mitarbeiter beschäftigt und hochspezialisierte Komponenten herstellt, ein Nachhaltigkeitsbericht erarbeitet. Bei der Erhebung der Daten wurde deutlich, dass der Energieverbrauch zur Herstellung der Komponenten sehr hoch ist und dass hier Potential zur Ressourceneinsparung besteht. Und deshalb wurde der Fokus insbesondere auf die Energieeffizienz gelegt. Nach Einschätzung der Geschäftsführung dieses Unternehmens hat die Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit das Unternehmen nach außen und innen verändert. Das Unternehmen ist heute strategischer und vorausschauender unterwegs.
Lehmann führte weiter aus, dass die Zertifizierung nach 9001 bereits viele Daten bietet, die auch für den Nachhaltigkeitsbericht verwendet werden können. Und nach 9001 sind ja heute die meisten Unternehmen zertifiziert.
Abschließend ging Lehmann noch auf die CO2-Bilanzierung ein und brachte auch hier ein Beispiel aus der Praxis. Am Beispiel eines Chemieunternehmens wurden die Hauptkosten recherchiert und Maßnahmen eruiert, wie insbesondere die hohen Kosten für die chemischen Grundstoffe und für die Verpackung reduziert werden können.
Die Teilnehmer, vor allem die Vertreter der Galvaniken, nutzten dann die Möglichkeit, Fragen zu stellen und so entwickelte sich eine interessante Diskussion.
Herzlichen Dank den Referenten, Prof. Dr.-Ing. Markus Michael und Dr. Franziska Lehmann, auch auf diesem Weg für Ihre Ausführungen zum Thema Nachhaltigkeit, mit dem sich auch die Beschichter zukünftig beschäftigen müssen.